Wahl- und Parteiensystem
Südkorea hat ein präsidiales System mit einem starken, direkt gewählten Präsidenten, der nur einmal für fünf Jahre amtieren kann. Die Nationalversammlung, für vier Jahre gewählt, besteht aus 300 Abgeordneten, von denen 257 in Einmann-Wahlkreisen direkt gewählt werden. Dadurch kommt es zu einem traditionellen Zwei-Parteien-System mit einer großen linken Partei (derzeit die regierende Demokratische Partei) und rechten Partei (derzeit die oppositionelle Vereinigte Zukunftspartei). Allerdings hat sich in den letzten Jahren das Parteiensystem mehr aufgesplittert. Auf der linken Seite gab es immer wieder Versuche, radikalere linke Parteien zu gründen. Am erfolgreichsten davon ist die Gerechtigkeitspartei gewesen. Die noch weiter links stehende Vereinigte Progressive Partei wurde 2015 vom Obersten Gerichtshof verboten wegen Verstoßes gegen das rigide Nationale Sicherheitsgesetz, das vor allem Kontakte mit Nordkorea und die Verbreitung der nordkoreanischen Ideologie unter Strafe stellt.
Auf der rechten Seite des Parteienspektrums gab es lange Zeit eine relativ stabile Situation, bis die Amtsenthebung von Präsidentin Park Geun-Hye zu einer Abspaltung moderat-konservativer Kräfte führte. Gleichzeitig zog der Parteiausschluss Park Geun-Hyes aus der konservativen (jetzt Oppositions-)Partei die Gründung zweier kleiner Loyalistenparteien (Unsere republikanische Partei und Neue Pro-Park Partei) nach sich. Dazu gab es noch eine zentristische Kraft unter dem ehemaligen Unternehmer Ahn Cheol-Soo, die sich in der Mitte des politischen Spektrums vergeblich zu etablieren versuchte.
Da Präsident Moon Jae-In zunächst mit einem Parlament ohne eigene Mehrheit regieren musste, war er auf die Stimmen der kleinen linken und zentristischen Parteien mit angewiesen. Er versuchte deshalb, die Stimmenvergabe für die repräsentativen Sitze (43 von 300) so zu verändern, dass diese besser vertreten in der 21. Nationalversammlung. Daraufhin gründeten zunächst die konservative Vereinigte Zukunftspartei und dann die linke Demokratische Partei "Satellitenparteien", die nur für die Wahl zu den repräsentativen Sitzen antraten, und damit auch erfolgreich waren. Das Ziel eines größeren Parteienspektrums war damit konterkariert. Letztlich zeigte sich schon bei der Re-Integration der meisten moderaten Konservativen in die Vereinigte Zukunftspartei, dass ein Mehrheitswahlrecht wie in Korea immer die Bildung zweier Großparteien begünstigt.