Pater Dr. h.c. Stefan Havlik OT hat zunächst Betriebswirtschaftslehre dann Katholische Theologie studiert und wurde 2012 zum Priester geweiht. Seit 2018 ist er Militärpfarrer in Stetten a.k.M., Messstetten und Pfullendorf.
Verfügungsrecht bei Pater Dr.h.c. Stefan Havlik OT als Studiogast von "Kirche
in Not" (München)
325 nach Christus, das Konzil von Nicäa – die Kirche ringt um wesentliche theologische Grundsätze. Dabei ist es der Presbyter Arius, der eine Lehre vertritt, die die Einheit der Kirche immens gefährdet: Er bezweifelt, dass auch Christus schon immer war, beginnt also, die Lehre von dem einen, ewigen und dreifaltigen Gott aufzulösen. Es ist der Bischof von Myra, der Arius eine schallende Ohrfeige verpasst: Nikolaus.
Nikolaus von Myra ist sicher einer der bekanntesten Heiligen der Kirche und heute ist dabei vor allem ein freundlicher Bischof im Blick, der Geschenke verteilt und in mancher Verkitschung in direkter Vermischung mit dem Weihnachtsmann verkauft wird. Tatsächlich handelt es sich um einen Bischof aus der Frühzeit der Kirche, der klare theologische Positionen – wenn notwendig schlagfertig auch vor einem versammelten Konzil – durchzusetzen bereit war.
Woher kommt die Tradition der Geschenke, die Kinder aus der Hand des Heiligen mit Mitra und Stab erhalten?
Auch das hat zunächst mehr mit bitterer Realität und tatsächlicher Not und weniger mit dem Versuch, einfach lieb zu sein, zu tun. Die Legende sagt uns, dass Nikolaus von einem Mann erfuhr, der aus wirtschaftlicher Not heraus nicht in der Lage war, seinen Töchtern die zur Hochzeit notwendige Mitgift zu geben, und nun voller Verzweiflung seine Kinder der Zwangsprostitution übergeben musste. Nikolaus legte drei Nächte hintereinander jeweils einen Goldklumpen in das Fenster der Familie – so konnten die Töchter ihre Ehre und Würde behalten und blieben davor bewahrt, ihren Körper verkaufen zu müssen. Die Geschichte des Heiligen Nikolaus ist immer auch die von aufrechtem Einsatz für die konkrete Not des Nächsten.
Nachdem seldschukische Truppen im Jahr 1087 in das in der heutigen Türkei gelegene Myra eingedrungen waren, gelang die Überführung der Gebeine des Heiligen Nikolaus in die italienische Stadt Bari, wo der große Heilige bis heute stark verehrt wird. Die Vielzahl von Legenden, die sich um ihn ranken, sowie seine Bekanntheit in der gesamten Weltkirche führten dazu, dass er im Lauf der Zeit zum Schutzpatron zahlreicher Völker, aber auch einer großen Zahl von Berufsgruppen wurde: Seine „himmlische Zuständigkeit“ als Fürsprecher betrifft unter anderem die Rechtsanwälte, Seefahrer, Apotheker, Metzger, Bäcker, Pfandleiher und Fuhrunternehmer – aber auch Diebe, Gefängniswärter Prostituierte und Gefangene – Menschen also, die einen schlagkräftigen und hilfsbereiten Heiligen an ihrer Seite gut gebrauchen können!
Das Fest des Heiligen Nikolaus wird weltweit von 2,3 Milliarden Menschen begangen.