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Heilige Zeiten – Welche religiösen Feste feiern Menschen in Deutschland?
Teil XXII: Dreikönigstag – Epiphanias

Das friedliche Zusammenleben von Menschen unterschiedlichen Glaubens gelingt umso besser, je mehr wir voneinander wissen. In einer kleinen Reihe wollen wir Unwissen mit Wissen begegnen und neugierig machen auf verschiedene Feste, die in Deutschland gefeiert werden. Heute: Der Dreikönigstag, das Fest der Erscheinung des Herrn (Epiphanias) - das Dreikönigsfest.

Kaum ein Tag hat so viele Bedeutungen, Namen und Geschichten wie der 6. Januar. Dreikönigstag, Epiphania(s), Heiligdreikönig, Erscheinung des Herrn, Hochneujahr und noch einige mehr. Dieses Fest geht zurück auf das Evangelium nach Matthäus (2, 1–12). Danach folgten Weise aus dem Morgenland einem besonderen Sternbild und fanden in Bethlehem das Jesuskind. Welche Bedeutung dieses Fest hat und warum heute noch Sternsinger Spenden sammeln und Häuser segnen, erläutert Annemarie Eckardt, ehrenamtliche Stadt- und Regionalvorständin BDKJ (Bund der Deutschen Katholischen Jugend) in der Region München e.V.

Annemarie Eckardt, ehrenamtliche Stadt- und Regionalvorständin BDKJ (Bund der Deutschen Katholischen Jugend) in der Region München e.V.

Annemarie Eckardt, ehrenamtliche Stadt- und Regionalvorständin BDKJ (Bund der Deutschen Katholischen Jugend) in der Region München e.V.

Privat

Der 6. Januar markiert das Ende der Weihnachtszeit. Er ist der Tag von drei Heiligen Königen, die weder heilig noch Könige waren und feiert die Offenbarwerdung und die menschliche Gegenwart Jesu. Es ist ein Tag voller Fragen und Geschichten. Oft ist er das Ende der Weihnachtsferien, der Heimreisetag vom Skiurlaub oder nochmal ein freier Tag zum Entspannen. Dabei ist dieser Tag auf vielfältige Weise Erinnerung daran, nichts einfach so vorbeiziehen zu lassen. Jesus wird offenbar, er zeigt sich uns Menschen – immer und immer wieder. Es liegt an uns, ob wir ihn sehen wollen. Wie die Sterndeuter aus dem Morgenland, die aufmerksam den Himmel beobachtet haben und das ungewöhnliche Sternbild als Aufruf verstanden.

Ich habe oft versucht mich hineinzuversetzen in die Situation der drei weisen Männer. Wäre ich losgezogen in ein fernes Land? Hätte mir ein Sternbild gereicht, um wertvolle Geschenke einzupacken und einer Prophezeiung zu folgen? Hatten die drei keine Zweifel? Woher nahmen sie ihre Sicherheit?

Es ist nirgends belegt, dass es drei Sterndeuter waren. Auf die Zahl drei kam man durch die drei Geschenke. Weihrauch für den Gott, Gold für den König und Myrrhe für den sterblichen Menschen, als Zeichen, dass Jesus Gott, König und Mensch zugleich war. Die Namen Caspar, Melchior und Balthasar kamen sehr viel später. Auch sie haben mit den Geschenken zu tun: Caspar, persisch für Schatzmeister bringt den Weihrauch, Melchior aus dem Hebräischen für König des Lichtes, trug das Gold zur Krippe und Balthasar bedeutet in der aramäischen Sprache: Gott schütze das Leben des Königs. Er brachte die Myrrhe. Heiliggesprochen im klassischen Sinne wurden sie nie. Dennoch sind sie leuchtendes Beispiel: Wer den Mut hat aufzubrechen, die Zeichen erkennt, darf an der Krippe niederknien. Egal woher man kommt, egal woran man glaubt. Wir alle sind gerufen.

Viele Jahre bin ich rund um den 6. Januar ebenfalls einem Stern gefolgt. Er war aus Holz und meist habe ich ihn selbst getragen. Mit anderen Sternsingern zog ich von Tür zu Tür, wir sangen, sammelten Spenden und spendeten den Häusersegen. Sternsinger zu sein ist etwas ganz Besonderes. Vor jeder Tür wieder die gleiche Nervosität. Wer öffnet gleich? Ist man willkommen? Und immer wieder zu spüren, welche Freude man Menschen bereitet, wie sehr viele den Besuch genießen. Ich verbinde damit kalte Hände, warme Herzen und berührende Begegnungen.
Zum Abschluss auf die verschiedenen Türen die drei Buchstaben und die Jahreszahl zu schreiben, war eine stetige Erinnerung in wessen Namen wir unterwegs sind. C+M+B – „Christus mansionem benedicat“ – Christus segne dieses Haus.
Der Dreikönigstag ist für mich ein Tag, der Mut macht für das neue Jahr. Hinzusehen und hinzuhören, wo Christus offenbar wird. Ein Tag, der mich daran erinnert aufzubrechen und meine gewohnten Routinen zu verlassen. Denn Christus segnet nicht nur unsere Häuser – er segnet auch unseren Aufbruch.

In der katholischen Kirche werden die drei Könige am Hochfest der Erscheinung des Herrn, geehrt. Ebenso gedenkt die evangelische Kirche an Epiphanias dieser Weisen. Es ist eines der ältesten christlichen Feste und mit ihm endet die Weihnachtszeit.
In vielen orthodoxen Kirchen beginnt an diesem Tag zusätzlich auch das Weihnachtsfest.

Gesprächspartnerin: Annemarie Eckardt.